Dezember 2020

versendet am 16.12.2020


Liebe Leserinnen und Leser!

Was für ein Jahr! Dieser Satz ist sicherlich vielen in diesem Jahr durch den Kopf gegangen. Was für ein Jahr!

Gleich zu Beginn des Jahres, am 19. Februar – die Ereignisse des 9. Oktober 2019 in Halle ganz präsent – erschütterten uns alle die Anschläge in Hanau, ein Ereignis, das wie so viele andere tiefe Wunden hinterließ, aber durch den Beginn der Corona-Pandemie in den Hintergrund gedrängt wurde.

Das Coronavirus hält uns seit dem Frühjahr in Atem, verlangt uns allen eine Menge ab. Die Auswirkungen auf die Arbeit im LAMSA und auf die wichtige (persönliche!) Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern und dem Netzwerk waren schnell spürbar. LAMSA konnte durch Übersetzungsangebote in den ersten Wochen und Monaten der Corona-Krise unterstützen. Gemeinsam mit unseren unermüdlichen Ehrenamtlichen konnten wir während der Quarantänemaßnahmen der Geflüchteten in Halberstadt unseren Zusammenhalt zeigen. Denn diese Maßnahme bedeutete massive Einschnitte im Alltag der über 800 Geflüchteten. Es fehlte an vielen Dingen des alltäglichen Bedarfs und auch Spiel- und Lernangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren kaum zugänglich. Für die Unterstützung und Stärkung im Rahmen unserer Spendenaktion möchten wir uns herzlich bei Ihnen bedanken!

Dann starteten wir am 15. April wie geplant unsere Antirassismus-Kampagne mit digitalen Formaten. Diese begleiten uns nach wie vor. Unsere Botschaft "Uns reicht's! Wir machen Rassismus sichtbar!" haben wir über Sachsen-Anhalt hinaus bekannt gemacht.

Bewegt hat uns der Prozessverlauf um das antisemitische und rechtsextreme Attentat von Halle 2019, den LAMSA durch seine Mitarbeiter*innen sehr genau beobachtet hat.

Der 9. Oktober als 1. Gedenktag des Anschlags in Halle vor einem Jahr war uns sehr wichtig und das Gedenken an die Opfer dieses Tages. Kreidemenschenketten durch Halle setzten ein Zeichen in Gedenken und Solidarität.

Das sind nur einige wenige Blitzlichter dieses Jahres; wir haben alle viele weitere Dinge erlebt, die dieses Jahr zu einem ganz außergewöhnlichen machen. Wir ziehen alle unterschiedliche Bilanzen. Was für ein Jahr!

Mit Rückblick auf das vergangene und Ausblick auf das neue Jahr freuen wir uns auf Sie und hoffen sehr, dass im nächsten Jahr wieder persönliche Begegnungen möglich sein werden.

Wir vom LAMSA wünschen allen Freund*innen, Unterstützer*innen, Mitstreiter*innen aus nah und fern ein friedliches & gesundes Jahresende.


Unsere Themen:


'Wie war das mit Corona in diesem Jahr?' - Fragen an Tien Duc Nguyen nach oben

Das Jahr war und ist durch das Corona-Virus geprägt. Die Auswirkungen auf das private und berufliche Leben sind für viele Menschen gravierend. Auch die Arbeit im LAMSA und die Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern hat darunter gelitten. Wir haben Tien Duc Nguyen, Vorstandsvorsitzender des LAMSA e.V., dazu befragt.

Wie hast du als LAMSA-Vorsitzender dieses Jahr unter Corona erlebt? Am Anfang habe ich mir nicht viel Gedanken darüber gemacht. „Das geht dann vorbei und wir leben weiter wie bisher“, so dachte ich mir. Als die Zahl der infizierten Menschen immer mehr wurde und wir die ersten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen hatten, wurde mir erst bewusst, dass wir es hier mit einer ganz neuen Herausforderung zu tun hatten. Ich hatte Sorge um LAMSA, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie können die Projektziele unter diesen Umständen erreicht werden? Wie können sie sich vor der Infektion bei der Erfüllung ihrer Aufgaben schützen?

Wie war es, sich über die längste Zeit nicht persönlich treffen zu können? Ein Netzwerk lebt von Treffen und von der Kontaktpflege. Unserer Mitglieder kommen aus allen Ländern der Welt. Die Kommunikation beim persönlichen Treffen ist daher viel günstiger. Aufgrund der Corona-Situation wurde der persönliche Kontakt auf Minimum reduziert. Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns als LAMSA sehr schnell auf die digitalen Möglichkeiten umgestellt haben. Die Arbeitsvorgänge, die Absprachen konnten dadurch realisiert werden. Ich vermisse aber sehr die persönlichen Kontakte.

Wie schätzt du die Auswirkungen von Corona für unsere Mitglieder ein? Die Auswirkung der Corona-Pandemie ist sehr hart für viele Menschen und Bereiche. Für unsere Mitglieder sind sie besonders hart. Das bisherige Vereinsleben ist mit vielen Treffen, Veranstaltungen und Aktivitäten verbunden. All diese Vorhaben müssen abgesagt werden. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir im LAMSA die Möglichkeit haben, unsere Mitglieder mit der Computertechnik zu unterstützen, damit sie die digitale Kommunikation nutzen können. Die Mitglieder benötigen auch neue Orientierung, neue Ausrichtungen zur Bewältigung der Pandemie.

Wie hat sich das z.B. bei der Regionalwerkstatt ausgewirkt? Wie hast du das erlebt? Als wir die Regionalwerkstatt für verschiedene Standorte geplant haben, wollten wir uns dort vor Ort treffen und damit die Nähe zu unseren Mitgliedern signalisieren. Aufgrund von Corona mussten wir das dann digital durchführen. Nur wenige Mitglieder nahmen daran teil. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Mitglieder diese Art von Treffen noch nicht vertraut ist. Manchen fehlte auch die Technik. Ich fand es gut, dass einige Mitglieder kritische Punkte nennen. So können wir unsere Arbeit verbessern.

Was vermisst du in dieser Situation mit anderen Veranstaltungsformaten als den sonst persönlichen? Für uns LAMSA war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns bei der Jahreskonferenz und bei der Mitgliederversammlung treffen. Das war für uns eine große Herausforderung, die beiden Veranstaltungen auf ein digitales Format umzustellen. Sicherlich haben wir die Themen gut erarbeitet. Die Ergebnisse der Konferenz liegen vor. Auch die Tagesordnung der Versammlung wurde strukturiert behandelt. Ich vermisse aber sehr, dass wir uns live erleben, dass wir uns auf die Schulter klopfen und einfach “Hallo“ sagen können.

Was wünschst du dir für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass wir bald Impfstoff haben und die Lage beherrschen und uns ohne Angst wieder treffen können. Im Moment merke ich, wie gut wir es hatten, als die Zeit ohne Corona war. Für uns war es normal, sich zu verabreden und zu treffen. Jetzt lernen wir, solche Treffen und persönliche Begegnungen zu schätzen. Wir haben in der Pandemie auch neu dazu gelernt, wie wir trotz der Kontakteinschränkungen weiterhin füreinander da sein können, zusammen zu halten und uns gegenseitig unterstützen können. Diese Aspekte habe ich wahrgenommen, als viele Flüchtlinge in der ZAST mit Corona infiziert waren und unter Quarantäne gestellt wurden. Wir sind gekommen und haben geholfen. Diese Glaubwürdigkeit macht mir Mut, dass wir mit oder ohne Corona die Zukunft weiterhin mit Zuversicht gestalten.


'LaKo digital 2020' am 6. und 7. November - Ein Rückblicknach oben

Wenige Wochen liegt unsere Landeskonferenz "LaKo digital 2020" nun zurück. Gehofft hatten wir auf eine Präsenzveranstaltung, denn wir wissen alle, wie wichtig das persönliche Miteinander, das Treffen, das "Sich-in-die-Augenschauen" ist. Leider hatte uns Corona hier einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten kurzfristig auf die digitale (inzwischen schon bewährte) Form umplanen. Wir erlebten an zwei Tagen intensiven Austausch und fruchtbares gemeinsames Arbeiten.

Der 6. November stand im Zeichen der Antirassismus-Kampagne, die wir am 15. April in diesem Jahr starteten. Was ist bisher passiert? Wie soll es weitergehen? Also eine Art Standortbestimmung sollte es sein. Seit dem 15. April sind einige Monate vergangen, die Kampagne und unser Anliegen konnten wir über ganz unterschiedliche Wege bekannt machen, auch überregional. Viel Unterstützung bekamen wir durch die Fotoaktionen bei Facebook, bei der sich viele mit unserem Logo und Slogan fotografierten und dies auf unserer Facebookseite veröffentlichten. Ein wichtiges Datum war der 9. Oktober in diesem Jahr - der erste Gedenktag an den Anschlag in Halle vor einem Jahr. Dafür hatten wir mit verschiedenen anderen zivilgesellschaftlichen Partner*innen in der Innenstadt von Halle Gedenkaktionen geplant, vor allem eine (coronakonforme) Kreide-Menschen-Kette zog sich durch die Innenstadt und symbolisierte Zusammenhalt und Solidarität. Im Oktober veranstaltete LAMSA in Kooperation mit halle postkolonial eine "Postkoloniale Spurensuche" in digitaler Form in Halle. Einen Beitrag darüber finden Sie auch hier im Newsletter.

Eine Online-Podiumsdiskussion mit dem Thema "Streichen oder Streiten? - Umgang mit rassistischen Begriffen" war ein wichtiger Programmpunkt an diesem Tag. Es diskutierten Dr. Assion Lawson (MAGLETAN e.V.; Magdeburg/BiP), Marianne Ballé (Panafrikanische Frauenorganisation PAWLO - Germany e.V.), Tobias Jaeck (Zentrum für Sozialforschung Halle), Andreas Stepphuhn (Migrationspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion SPD) und Tobias Krull (Landtagsfraktion CDU). Moderiert wurde die Diskussion von Alexander Dexbach. Wie stellt sich Rassismus in Sachsen-Anhalt dar? Drückt er sich in Form von rechtsextremer Gewalt aus? Sind es die ganz alltäglichen Anfeindungen und Ausgrenzungen in Schule, bei der Wohnungssuche, bei der Jobsuche? Darf es die Mehrheitsgesellschaft schmerzen, wenn bspw. Namen von Straßen und Apotheken geändert werden, weil sie rassistisch sind? Das sind nur einige wenige Fragen, die im Raum standen und diskutiert wurden. Eine Erkenntnis bleibt auf jeden Fall: es ist noch viel zu tun! Rassismus ist allgegenwärtig und wird bewusst und unbewusst weitergegeben. Das zu unterbrechen, bedarf der Öffnung für alle Fragen, auch der Irritation, die zu einem Umdenken führt.

Nach einer Pause endete der erste Tag der "LaKo" mit dem Film "Masel Tov Cocktail", der gemeinsam über ZOOM angeschaut wurde.

Der 7. November begann 9:00 Uhr mit einer gemeinsamen Begrüßung, dem "digitalen Ankommen im virtuellen Raum. LAMSAs Vorstandsvorsitzender Nguyen Tien Duc begrüßte alle Anwesenden. Alle Teilnehmenden konnten sich auf vier unterschiedliche Arbeitsgruppen verteilen. Themen waren "Bildung interkulturell - mit oder ohne Distanz geht das besser?!", "Arbeitsmarktintegration - Was jetzt passieren muss!", "Demokratie und Teilhabe - Hast du eine Wahl?" und "Ehrenamt und Gemeinwohl - Engagement hat seinen Preis".

Die Ergebnisse und daraus resultierende Forderungen der Gruppenarbeiten werden mit in die Erstellung eines neuen Landesintegrationskonzeptes einfließen.

Die Veranstaltung Landeskonferenz „LaKo digital 2020“ fand im Rahmen des Projektes DiV – Demokratie in Vielfalt vor Ort statt. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und im Rahmen des Landesprogramms für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt“ durch das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration.


Ein Gespräch mit der Malerin Valeria Sivtsovanach oben

Das Gemälde "Das gesegnete Tor" der Malerin Valeria Sivtsova entstand im Zusammenhang mit dem Anschlag vom 9. Oktober 2019 in Halle. Demnächst wird es im Stadtmuseum Halle ausgestellt werden und auch für LAMSA hat es mit Blick auf diesen Tag an Bedeutung gewonnen, denn wir dürfen das Motiv im Rahmen unserer Arbeit verwenden. Wir haben mit Valeria Sivtsova dazu gesprochen.

Valeria Sivtsova sagt von sich selbst: "ich bin am glücklichsten in Halle (Saale)". Sie studierte an der Martin-Luther-Universität Slavistik und Geschichtswissenschaft, wohnte immer wieder in anderen Ländern und hat sehr viel von den verschiedenen Kulturen mitgenommen. Zu LAMSA kam sie durch eine Freundin, die ihr oft von ihrer engagierten Mitarbeit dort erzählt hat. Als Demokratieberaterin lernte Valeria die aktivsten LAMSA-Vertreter*innen kennen – ein Kreis, in dem sie erfuhr, dass sie sich als ein Mensch, der nicht in Deutschland geboren wurde und keine deutsche Staatsbürgerschaft hat, auch politisch engagieren kann. Heute ist sie vor allem im Projekt SiSa (Sprachmittlung in Sachsen-Anhalt) tätig. Valeria malt und schreibt. Zwei Bücher: „Psychiatrie in Kurzgeschichten“ und „Meine (nicht) jüdischen Geschichten“ findet man im Buchhandel.

Ihr Bild "Das gesegnete Tor" entstand im Zusammenhang mit dem furchtbaren Anschlag in Halle. Wie schöpfen Sie Ihre künstlerische Kraft aus der Erfahrung wie am 09.10.2019? Am Tag des Terroranschlags war ich in Spanien. Plötzlich bekam ich Nachrichten von Menschen aus verschiedenen Ländern. Alle wollten wissen, ob ich in Sicherheit bin. Ich öffnete die geschickten Links und es wurde mir bewusst, was in meiner Stadt gerade passiert, während ich im Restaurant mit meinen Kollegen auf das Essen wartete. Ich zeigte meinen deutschen Kollegen die Nachrichtenseiten, aber sie blieben uninteressiert. Ich weiß noch, es war die Bemerkung "Es ist Halle! Was soll da schon passieren?" Es hat, außer mir am Tisch, die Information nicht ernst genommen. Ich fing an, meine Mutter anzurufen. Sie ging nicht ran. Ich konnte sie zwei Stunden nicht erreichen. Ich wusste auch genau, dass ich einige Menschen kenne, die an diesem Tag definitiv in der Synagoge waren. Meine Mutter war dann doch im Fitnessstudio. Es hat mich so sehr verärgert, wie träge und kraftlos die Polizei gehandelt hat! Nur das Tor der Synagoge hat den Täter vom Mord an so vielen Menschen gehindert! Ich bin kein gläubiger Mensch, aber das Tor war auf jeden Fall gesegnet. Gesegnet durch die Menschen, die die Synagoge gebaut haben. Nicht jedes Tor hätte das überstanden. Sobald ich in Halle im Dezember 2019 angekommen bin, habe ich alle meine Gefühle, wie Freude, Hass auf den Täter und die Bewunderung der Menschen, die die Synagoge erbaut haben, zusammengenommen und habe es auf die Leinwand rausgelassen.

Wie erleben Sie gegenwärtig die gesellschaftliche Situation? Insbesondere mit Blick auf den Antisemitismus? Wie verknüpfen Sie Ihre künstlerischen, religiösen und politischen Engagements/ Ressourcen? Ich bin in Deutschland ab der 7. Klasse zur Schule gegangen. Und vor dem Anschlag war ich eine von denjenigen, die immer sagte, dass die Holocaust-Vergangenheit so gut aufgearbeitet ist, dass ich bis heute noch keinen „Judenwitz“ von meinen deutschen Bekannten gehört habe. Jetzt habe ich Angst, weil in den heutigen Umständen mit dem Virus, mit denen die Zahl der Anhänger der Weltverschwörungstheorie nur steigen, steigt auch der Hass auf viele Zielgruppen. Weltverschwörungstheorien verbreiten ja den Glauben, dass wenn die „kluge Querdenker“ die Menschengruppen X und Y vernichten – alle Menschen werden aufatmen und glücklich leben. Und die Sündenböcke sind seit Jahrtausenden die gleichen. Als ein engagiertes Mitglied der SPD setze ich mich auch für das Nichtvergessen der dunklen Jahre der deutschen Geschichte ein. Vor Kurzem haben wir mit den JuSos der Partei Stolpersteine geputzt, damit sie mit ihrem Glanz wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Das Gemälde „Das gesegnete Tor“ soll die Menschen an den Anschlag erinnern und in Gedächtnis bleiben. Das Stadtmuseum hat mir die Ehre erwiesen, es für mehrere Monate groß auf dem Marktplatz zeigen zu dürfen. Umso mehr freue ich mich, dass LAMSA e.V. das Gemälde auch für seine Projekte aufnimmt.     

Wo ist das Bild "Das gesegnete Tor" jetzt? Was haben Sie 2021 vor bzw. wie schauen Sie in das kommende Jahr? Zurzeit gibt es eine Bestätigung vom Stadtmuseum, dass dieses Gemälde mit einigen anderen für die Kunstsammlung der Stadt Halle eingekauft werden. Ein Gemälde von mir und das Buch „Psychiatrie in Kurzgeschichten“ waren Teil der Ausstellung „Geschichten, die fehlen“ im Stadtmuseum. Für das Buch wurde sogar dort eine Lesung durchgeführt, währenddessen auch meine Gemälde auf der Wand projiziert wurden.

Im Jahr 2021 möchte ich wieder Gemälde auf die Bänke in den Parks bringen. Heute durfte ich schon drei Stück bemalen – Im Stadtpark, im Pestalozzipark und in der Neustadt, am Gastronom. Ich plane noch fünf Bänke in der Silberhöhe. Ich wohne dort und ich sehe dort ein großes Potential.Ein wichtiges Projekt für das Ansehen der Stadt ist schon in einer fortgeschrittenen Planung. Quartiersmanagement Silberhöhe, ich, die Stadt und andere Organisationen werden aus der unbeliebten Silberhöhe ein DDR-Museum unter freiem Himmel machen und somit ausländische und „westdeutsche“ Touristen zu sehr sentimentalen und interessanten Exkursionen einladen. Auf dieses Projekt bin ich sehr stolz und suche gerne auch Gleichgesinnte, die ihre Vorschläge und Tipps diesbezüglich loswerden möchten. Mein Jahr 2020 war sehr gut. Ich habe diese Ruhezeit für wichtige Sachen genutzt, die heute tatsächlich fruchten. Es ist auch wichtig, einfach mal zur Ruhe zu kommen, um auf wichtige Sachen zu kommen, die man vielleicht einfach unaufmerksam überflogen hätte.

Vielen Dank Valeria Sivtsova und für Sie alles Gute! Wir danken Ihnen herzlich, dass wir Ihr Gemälde im Rahmen unserer Arbeit nutzen dürfen.



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Erzählcafé „30 Jahre der deutschen Wiedervereinigung – 30 Jahre Miteinander – Frauen unterschiedlicher Herkunft diskutieren über das Zusammenleben im vereinten Deutschland“ 

Eingeladen hatte der "Dialog e.V." am 5. Oktober in das Sozialkulturelle Zentrum Dessau. Es ging um die Lebenswege und Erfahrungen von Frauen unterschiedlicher Herkunft und ihren Blick auf die zurückliegenden 30 Jahre seit der Wiedervereinigung Deutschlands.

Eine von den Gründungsmitgliedern des Sozial-Kulturellen Frauenzentrums in Dessau und dessen erste Vorsitzende erzählte sehr emotional über ihre damalige Berufstätigkeit, den Wechsel von Standpunkten im ehemaligen Kollektiv, die Motivation, an neue Herausforderungen zu gehen. Der damalige Zeitgeist war nach ihren Erzählungen geprägt von einer großen Aufbruchsstimmung. Mit sehr viel Eigeninitiative und Kraft wurde das Frauenhaus aufgebaut und ein Zeugenschutzraum am Gericht eingerichtet. Auch das eigentliche Frauenzentrum wurde eingeweiht und stand allen Frauen offen. Es gab damals sehr viele hilfesuchende Frauen, die durch den Verlust des Arbeitsplatzes und neue familiäre Strukturen vor Herausforderungen standen, die sie ohne Unterstützung nicht meistern konnten und hier Ansprechpartner*innen für ihre Sorgen fanden.

Ganz andere Schicksale teilten die damaligen Vertragsarbeiter*innen. Sie befanden sich in einem völlig rechtlosen Raum, denn die bisherigen Gesetze galten nicht mehr. Die vietnamesischen Arbeiter*innen bekamen die Kündigung und waren nun ohne Arbeit, ohne Rechte und konnten die deutsche Sprache nicht. Ein Teil nahm die 3000 DM und ging nach Vietnam zurück. Ein anderer Teil blieb jedoch in Deutschland und brauchte Hilfe. Deshalb wurde ein Verein - der "Deutsch-Vietnamesische Freundschaftsverein Magdeburg e.V."- gegründet, der den Menschen auf dem Weg in ein neues Leben half. Dabei ging es oft um alltägliche Dinge wie das Erlernen der deutschen Sprache, Abschluss einer Krankenversicherung, Beantragung einer Gewerbeerlaubnis, die Information zur Schulpflicht, Grundlagen eines Mietvertrages…, um so den Integrationsprozess der bisherigen Vertragsarbeiter*innen zu beschleunigen.

Ein weiterer Wortbeitrag beleuchtete den Aufschwung im politischen und kulturellen Leben der Stadt Dessau, erzählte über das Gefühl, die neu gewonnene Freiheit, das Leben eigenverantwortlich zu gestalten und mit sehr viel Begeisterung, Engagement und Freude Entwicklungen in Gang zu setzen. Die Genossen der formierten SPD trafen sich und stellten Weichen für die Zukunft . Dafür war es unabdingbar, einen Verein - der "Schwabehaus-Verein Dessau e.V." -  zu gründen, der sich um alles kümmerte. Bei all diesen Vorhaben betrat man Neuland und viele Menschen trauten sich in für sie ungewohnte Bereiche vor.

Etwas wehmütig zurückschauen ebenso wie Erreichtes würdigen sind gleichermaßen wichtig. Am Ende dieser Runde wurden Erfahrungen im Zusammenleben im vereinten Deutschland ausgetauscht und einig waren sich alle Teilnehmenden, dass sehr viel erreicht wurde, aber die Menschen sich eine Annäherung auf Augenhöhe gewünscht hätten.

Das Erzählcafé wurde in Kooperation mit dem Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V. (LAMSA), dem Sozial-kulturellen Frauenzentrum Dessau, dem Deutsch-Vietnamesischen Freundschaftsverein Magdeburg e.V., dem Schwabehaus-Verein Dessau e.V. und Einzelpersonen als Co-Referenten veranstaltet.


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Führung zur jüdischen Geschichte und zu den Stolpersteinen in Halle

Antisemitismus ist ein Missstand der Demokratie. Das Projekt "Gegen Antisemitismus" wurde von dem Verein „Slawia Kulturcentrum e.V.“ in Halle ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft gegen alltäglichen Antisemitismus zu sensibilisieren, zu informieren, sich mit Betroffenen zu solidarisieren und lokale Geschichte sichtbar zu machen, Jüdische Geschichte in Halle (Saale) zu untersuchen. LAMSA (das Projekt DiV – Demokratie in Vielfalt) hat das Projekt bei der Übersetzungsarbeit unterstützt, der große Rahmen dieses Projektes wird durch das "House of Resources Halle" in Trägerschaft von VeMo - Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V. getragen.

Dafür wurden Ideen gesammelt und Partner mit ähnlichen Tätigkeiten und Erfahrungen gesucht. Zusammen mit der Jüdischen Gemeinde zu Halle/Saale und mit Juliane Bischoff (Verein Zeit-Geschichte(n) e.V.) wurde so erstmalig eine Führung zur jüdischen Geschichte und zu den STOLPERSTEINEN in Halle in der russischen Sprache entwickelt.

Juliane Bischoff gab weitere Hilfestellung bei der inhaltlichen Erarbeitung und führte vor diesem Hintergrund eine Führung in deutscher Sprache durch. Zu den Biografie-Zusammenstellungen von bekannten Hallenser*innen mit jüdischem Hintergrund, die vor dem Holocaust in Halle gelebt und gewirkt haben, wurde geforscht und wurden Informationen gesammelt. Folgende Personen sind in der geplanten Ausstellung zu finden.

Edmund Husserl (1859-1938), Philosoph, Geboren am 8.4.1859 Prossnitz/Mähren (damals Österreich-Ungarn), Gestorben 27.4.1938 in Freiburg im Breisgau

Marguerite Friedländer (1896-1985), Keramikerin und Gestalterin, Geboren am 11.10.1896 bei Lyon (Frankreich), Gestorben am 24.2.1985 in Guerneville (Kalifornien, USA)

Martin Feuchtwanger (1886-1952), Verleger, Schriftsteller und Journalist, Geboren am 18.12.1886 in München, Gestorben am 9.11.1952 in Tel Aviv (Israel)

Leopold Sachse (1880-1961), Opernsänger, Dirigent und Theaterleiter, Geboren am 5.1.1880 als Leopold Sachs in Berlin, Gestorben am 3.4.1961 in Englewood Cliffs (New Jersey, USA)

Anneliese Landau (1903-1991), Musikwissenschaftlerin, Geboren am 5.3.1903 in Halle (Saale), Gestorben am 3.8.1991 in Los Angeles (Kalifornien, USA)

Aus den gewonnenen Informationen wurden Poster für die Ausstellung entworfen, ein Vortrag vorbereitet und in einer Teamversammlung vorgestellt. Außerdem wurde eine Wanderausstellung zum Thema „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“, die im Rahmen des Bundesprograms „Demokratie leben“ entwickelt wurde, nach Halle geholt. Beide Ausstellungen werden in Absprache mit der Stadt Halle, eventuell mit einer Ausweitung, im Rathaus der Stadt gezeigt.



Rückblick - Postkoloniale Spurensuche in Halle am 21. Oktober 2020nach oben

Die digitale Spurensuche führte die Teilnehmenden aus ganz Deutschland per Zoom an Orte, die stellvertretend für koloniale Bezüge und Spuren der Stadt Halle stehen. Vielen Menschen ist häufig nicht bekannt, woher bestimmte Bilder kommen, wer sich hinter einem Straßennamen verbirgt oder welche historische Vergangenheit Gebäude haben.

Der Fokus des digitalen Rundgangs lag auf der Täter*innenschaft im Kontext deutscher Geschichte. Konkret ging es darum, die rassistischen sowie auch ausbeuterischen Aspekte von Handel, Bildung und Medizin zu benennen und an der Aufklärung darüber zu informieren. Dabei ging es auch um einen Blick zurück, um Rassismus heute besser zu verstehen.

Die postkoloniale Spurensuche ging an drei Orte in Halle: die Halloren Schokoladenfabrik, die Franckeschen Stiftungen und die M*Apotheke am Reileck. Anhand des Handels mit Kakao wurde die Verknüpfung zwischen der Ausbeutung von Sklaven in der Landwirtschaft in afrikanischen Ländern und Kapitalismus hergestellt. Ohne die „günstigen“ Arbeitskräfte wären z. B. Schokoladenprodukte heutzutage nicht so günstig in Deutschland zu erwerben.

In den Franckeschen Stiftungen gibt es eine so genannte Wunderkammer, die unter anderem Werkzeuge und weitere Objekte ausstellt, die eigentlich den Indigenen in Teilen Nordamerika gehören und dort im Rahmen von Missionierungen entwendet wurden.

Aktuell gibt es bundesweit Debatten über die Umbenennung von M*Apotheken und auch weiteren Geschäften, Restaurants und Hotels, die diesen rassistischen Namen tragen. Bereits seit vielen Jahren regt sich Widerstand dagegen, der in anderen deutschen Großstädten auch schon erfolgreich war. Ein Video erklärt die Hintergründe.

Zum Youtube-Video „Kolonialismus aus dem Apothekenschrank“ (Link) (https://www.youtube.com/watch?v=cCcZB7QKh2Y&fbclid=IwAR1u8vJv4f3yFfCuulMc1eS_vFw_TOwEPp4DGweDzhepS-gJi80oqiD8lRk)

Insgesamt war die digitale Spurensuche sehr informativ, gab wichtige Impulse und Denkanstöße. Es war für die Kooperationspartner*in halle postkolonial die erste digitale Umsetzung dieses Formats. 


Rückschau: Politische Bildung trotzt der Corona-Pandemie – GeT AKTIV am Standort Sachsen-Anhalt Südnach oben

Im Rahmen des Projektes GeT AKTIV – Geflüchtete für Teilhabe in der Politik und Gesellschaft aktivieren haben wir am Standort Halle (Saale) in diesem Jahr – trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – insgesamt 20 Veranstaltungsmodule zu unterschiedlichen Themen umgesetzt.

Das Ziel des Projektes ist die Teilnehmenden zur politischen und gesellschaftlichen Mitgestaltung zu motivieren und zu aktivieren. Zudem soll das Verständnis von Geflüchteten für demokratische Prozesse erweitert werden. Damit zielt das Projekt auf die Entwicklung eines demokratischen Selbstverständnisses ab. Über 400 Teilnehmende haben sich aktiv in die Veranstaltung und Diskussion zu unterschiedlichen Themen eingebracht. Neben Mitgliedern aus Migrant*innenorganisationen des LAMSA e.V. hat auch eine Gruppe von Multiplikator*innen des Projektes NEMSA an den Modulen teilgenommen.

Die Pandemie hat uns und unsere Teilnehmer*innen nicht demotiviert: Trotz der Umstellung von Präsenzveranstaltungen auf Online-Seminare ließ das Interesse an den Modulen nicht nach. Durch den Einsatz interaktiver Tools und Methoden konnte die Teilnehmer*innen aktiv in das Seminargeschehen eingebunden werden. Mit Kreativität und Einsatz haben wir als Präsenz geplante Exkursionen in den virtuellen Raum verlegt. So wurde z.B. der ursprünglich geplante Besuch der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Halle im Rahmen des Moduls VI - Möglichkeiten des politischen und bürgerschaftlichen Engagements als Online-Diskussionsrunde umgestaltet.

Die Projektmodule für Geflüchtete setzen konsequent an den mitgebrachten Kenntnissen, Vorerfahrungen und Kompetenzen an und entwerten diese nicht. In den Seminaren lernen die Teilnehmenden, sich mit den Referent*innen und den Mitstreiter*innen auf Augenhöhe auseinander zu setzen und damit selbstbewusst umzugehen. Diese gegenseitige wertschätzende Haltung und Arbeitsweise ebnet die Basis für einen Dialog auf Augenhöhe mit weiteren Akteur*innen aus der kommunalen Politik, den Partner*innen in der Zivilgesellschaft vor Ort und darüber hinaus.  Die Partizipation und Teilhabe von Zugewanderten, insbesondere von Geflüchteten gehört in Sachsen-Anhalt immer noch nicht zum alltäglichen Leben.

Mit der Umsetzung des Projektes GeT AKTIV in Sachsen-Anhalt ist ein weiterer Weg für mehr Partizipation geebnet. Die Auswertung mit den Teilnehmenden zeigt weiterhin ein großes Interesse an politischen Themen und Möglichkeiten der demokratischen Beteiligung.

Das Projekt wird auch im nächsten Jahr in Sachsen-Anhalt umgesetzt. Näheres zum Projekt erfahren Sie unter www.lamsa.de  und www.getaktiv.de 

Bei Interesse an den Modulen können Sie sich gerne an die zuständige Projektkoordinatorin wenden:

Dr. Khuzama Zena
Wilhelm-Külz-Straße 22
06108 Halle (Saale)
Tel: (0345) 470 087 27
Handy: 015737737461
E-Mail: khuzama.zena@lamsa.de

Das Projekt wird gefördert durch:

In Trägerschaft von:


Perspektive: Unsichtbares Theater 2021 im Rahmen der Antirassismus-Kampagnenach oben

Im Rahmen der Anti-Rassismus-Kampagne planen wir für das Frühjahr 2021 einen „Theater-Workshop: Unsichtbares Theater“, für den wir den Theatermacher Till Baumann gewinnen konnten. Er lernte Augusto Boals „Theater der Unterdrückten“ Ende der 90er Jahre am Centro de Teatro do Oprimido – CTO in Rio de Janeiro kennen und lebt heute als Theatermacher in Berlin. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er mit Boals Theateransätzen in Europa und Lateinamerika, u.a. in Schulen, Jugendeinrichtungen, Gefängnissen und Theatern.

Es gab bereits ein erstes Zoom-Treffen mit Till Baumann und Interessierten. Ein weiterer Termin ist für den 10. Februar 2021, 14:00 bis 16:00 Uhr via Zoom geplant.

Wer hat Lust/Interesse und kann sich vorstellen, mitzumachen? Im März oder April (Termine werden dann im Februar verbindlich angegeben) sind je zwei Tage (Freitag & Samstag) für die Proben eines kleinen Stückes/einer Szene geplant.

Wenn Ihr euch dafür begeistern könnt, gern noch mehr über das 1. Treffen erfahren möchtet und euch zum 10. Februar anmelden wollt, dann schreibt bis zum 15. Januar eine Mail an zofia.singewald@lamsa.de. Wir freuen uns über euer Interesse!

Was ist „Unsichtbares Theater“ – Wo kommt es her?

„Unsichtbares Theater“ ist eine politische und künstlerische Aktionsform, bei der es darum geht, Theaterstücke nicht auf einer Bühne aufzuführen, sondern ohne Wissen der Zuschauer*innen an öffentlichen Orten. Das unsichtbare Theater zählt zu den Methoden des „Theaters der Unterdrückten“ und ist eine verbreitete Form des Improvisationstheaters. Entwickelt wurde diese Form im Widerstand gegen den Faschismus von kommunistischen Theatergruppen in den 1930er Jahren. Augusto Boal hat diese Form in den 1960er Jahren für die Situation der brasilianischen Militärdiktatur neu entdeckt.

Wie muss ich mir das praktisch vorstellen?

Beim Unsichtbaren Theater gibt es keine Bühne. Jeder beliebige Schauplatz kann zu einer Bühne werden. Die Zuschauenden wissen nicht, dass sie Zuschauende sind und dass ein Theater gespielt wird, sie erleben das Geschehen (zunächst) als normale Alltagssituation. Allein die „richtigen“ Schauspielenden wissen Bescheid, die Zuschauenden werden allerdings als Akteur*innen in das Stück miteinbezogen - ohne ihr Wissen. Gleichermaßen werden die Schauspielenden zu Zuschauenden, welche die Aktionen des eigentlichen Publikums beobachten.

Das bedeutet, dass Zuschauer und Darsteller gleichberechtigt agieren. Die Konfliktsituation wird von vornherein geplant und gemeinsam überlegt, außerdem muss sie bis ins letzte Detail geplant werden, nicht nur was die Szene und die Mitwirkenden betrifft; auch die möglichen Reaktionen der Zuschauer müssen vorweggenommen und eingeplant werden, damit die Darsteller so gut wie möglich vorbereitet sind und das Schauspiel schnell und authentisch fortführen können.

Als Aufführungsort werden in der Regel öffentliche Orte mit vielen Menschen gewählt, um das nötige Publikum zu sichern. Der Zweck dieses Theaters ist nicht Chaos, sondern die Sicht auf bestimmte Ziele zu lenken.

Links:  https://theater.tillbaumann.de/ ; https://www.unibielefeld.de/OSK/NEOS_WissEinrichtung/Veroeffentlichungen/0_Archiv/grau/probe/gr103_pr.htm

Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler von Augusto Boal. Es wurde von Till Baumann herausgegeben und übersetzt: Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler: Aktualisierte und erweiterte Ausgabe (suhrkamp taschenbuch) eBook: Boal, Augusto, Baumann, Till, Baumann, Till: Amazon.de: Kindle-Shop

https://kreaktivisten.org/howtos/aktionsformen/nicht-anmeldepflichtige-aktionen/unsichtbares-theater/


Ausblick nach oben

DaMOst auf dem Weg in die Selbständigkeit

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60 Basispakete (Laptop & Drucker) von Deutsche Kinderhilfswerk e.V. und Deutsche Bahn Stiftung

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LAMSA goes digital

DaMOst auf dem Weg in die Selbständigkeit

Der Dachverband der Migrant*innenorganisation in Ostdeutschland (DaMOst) startete 2018 als ein Projekt des LAMSA. Nun ist es Zeit, sich Schritt für Schritt zu verabschieden und den Weg in Richtung Selbständigkeit zu gehen.

Warum gibt es überhaupt DaMOst?

Die gesamte ostdeutsche Zuwanderungsgeschichte ist eine andere als die westdeutsche. Mehr als 64% aller Migrant*innen lebt in den westdeutschen Bundesländern. Migration bleibt in Ostdeutschland ein kaum beachtetes Randthema, einen offenen und institutionalisierten Dialog mit Migrant*innen gibt es kaum. Rassistische Übergriffe gibt es nicht erst seit dem rechtsextremistischen und antisemitischen Anschlag in Halle (Saale) oder dem Anschlag in Hanau. Fremdenfeindlichkeit und rassistische Diskriminierung sind ein alltägliches Problem, und die Migrant*innen in Ostdeutschland sind stärker davon betroffen als die im Westen. Daher ist es wichtig, eine spezifische Interessenvertretung für die ostdeutschen Länder zu installieren.

Wie entstand DaMOSt?

Bereits in den späten 1990er Jahren gab es diverse Vernetzungsformate der ostdeutschen Migrationslandschaft. Die bundesländerspezifische Situation, die Artikulierung von Interessen der Migrant*innen sowie das Potential der Migrant*innen und die Koordinierung der Aktivitäten wurden lebhaft debattiert. Aufgrund fehlender Finanzierung konnte aus diesen Gesprächsformaten keine Struktur etabliert werden. Die ostdeutschen Landesnetzwerke als Vertretungen und Vernetzungsorgane der migrantischen Vereine bildeten ein enges Team, das die Gründung einer solchen institutionalisierten Struktur begleiten sollte. Die Idee eines Dachverbandes war hiermit geboren. Auf der ersten Jahreskonferenz der ostdeutschen Landesverbände am 20.10.2018 wurde DaMOst gegründet. Als Dach der Dächer bündelt er die vorhandenen Potentiale der Migrant*innen und bildet ein starkes Sprachrohr der in Ostdeutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund, vor allem auf Bundesebene, wo keine Repräsentation spezifisch ostdeutscher Interessen existierte.

DaMOst repräsentiert über 300 migrantische Organisationen und Einzelpersonen mit Migrationsbiographie in Ostdeutschland. Vier Projekte mit 14 Mitarbeitenden wurden unter der Trägerschaft von LAMSA auf den Weg gebracht, die nun Schritt für Schritt in die Trägerschaft des DaMOst übergehen.

Anfang nächsten Jahres wird ein weiterer Meilenstein erreicht: ein eigenes DaMOSt-Büro! Noch im Dezember werden die neuen Räume in der Landsberger Straße ausgestattet und renoviert. Im neuen Jahr startet die Arbeit dann bereits von dort.

Für LAMSA bedeutet dieser Schritt zweierlei: Abschied nehmen von den Kolleg*innen, die uns seit Jahren unterstützt haben und ein Stolz darauf, dass ein neuer Dachverband für uns alle nun auf eigenen Beinen steht. Herzlichen Glückwunsch DaMOst!

 

60 Basispakete (Laptop & Drucker) erreichten LAMSA über das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. und die Deutsche Bahn Stiftung und werden verteilt

Je 30 Pakete mit Laptop und Drucker hat LAMSA (Projekt NEMSA - Netzwerk der Eltern mit Migrationsgeschichte) vom Deutschen Kinderhilfswerk e.V. und der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH  erhalten. Gefördert werden sollen Familien, die Kinder in der Schule haben und nicht über Digitalgeräte für Homeschooling verfügen. Im Zuge der coronabedingten Einschränkungen in der Schule sind besonders die Kinder benachteiligt, die nicht über eine entsprechende technische Ausstattung verfügen. Unser Anliegen ist es, Familien zu unterstützen und vor allem das Lernen für die Kinder zu erleichtern bzw. Voraussetzungen zu schaffen, um an den Angeboten teilnehmen zu  können. Die Laptops und Drucker wurden an verschiedenen Standorten in Sachsen-Anhalt verteilt.

   
 

LAMSA goes digital

Um unsere wichtige Arbeit auch Zeiten von Corona weiterhin durchführen zu können - also ohne physische Präsenz - haben wir das Projekt „Lamsa goes digital“ gestartet.

Als Landesnetzwerk möchten wir den Migrantenorganisationen, die mehrheitlich ehrenamtlich arbeiten, Geräte wie Laptops, Webcams, Office-Software, Tools für Videokommunikation sowie passende Software für ihre Vereinsarbeit zur Verfügung stellen. Sie sollen zukünftig dazu dienen, innovative digitale Instrumente für ihr Engagement zu entwickeln.

Damit schaffen wir die Voraussetzungen für Digitalisierungsprozesse für 30 unserer Mitgliedsorganisationen durch den Erwerb von technischer Ausrüstung. Gleichzeitig erhöhen wir die Digitalisierungskompetenz des Landesverbandes und der Migrantenorganisationen durch Fortbildung zu den Themen "Datenschutz, social media, Software für Vereine nutzen". So unterstützen wir die Strukturen der Vereinsarbeit unserer Mitglieder und sichern die Kommunikationswege.

Das Projekt wird von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt und das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.

LAMSA investiert diese Fördermittel in Infrastruktur im Rahmen des Projekts „Lamsa goes digital“, damit wir das nächste Jahr auch mit einer Pandemie zukunftssicher gestalten können. Wir bleiben auch in Krisenzeit im Gespräch und ebnen weitere Wege zur Partizipation!


Buchvorstellung/Buchempfehlungnach oben

Buch zu Kommunaler Integrationspolitik erschienen

Am 9. Oktober erschien das Buch „Kommunale Integrationspolitik: Strukturen, Akteure, Praxiserfahrungen“, herausgegeben vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge. In der Kurzbeschreibung heißt es:  „Während Bund, Länder und EU die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen vorgeben, gestalten die Kommunen vor Ort alltäglich Integration. In diesem Band wird die Entwicklung der kommunalen Integrationspolitik skizziert, um dann ihre Umsetzung anhand von Konzepten, Strategien und Erfahrungen aus der Praxis zu verdeutlichen. Ein Fokus liegt auf den zivilgesellschaftlichen Akteuren, die maßgeblich zum Gelingen von Integrationsprozessen beitragen.“

Wir empfehlen das Buch ausdrücklich, da es einen guten Überblick über den Stand kommunaler Integrationsbemühungen in all seinen Facetten bietet. Neben Artikeln etwa zu Integrationsbeiräten, der interkulturellen Öffnung der Verwaltung oder der Rolle ehrenamtlichen Engagements, findet sich auch ein Beitrag des LAMSA darin, in dem Migrantenorganisationen als unverzichtbare Partner im Integrationsprozess herausgestellt werden.

Inhaltsverzeichnis:

  • Tillmann Löhr: Kommunale Integrationspolitik: ein Zwischenfazit
  • Petra Bendel, Hannes Schammann: Nachhaltig gestalten, Kooperation fördern: Integrationspolitik in 92 Kommunen in Stadt und Land
  • Klaus Ritgen: Flüchtlingszuwanderung: integrationspolitische Herausforderungen für Kommunen
  • Birgit Zoerner, Christiane Certa: Viele Aufgaben, wenig Unterstützung: die Dortmunder Gesamtstrategie Neuzuwanderung
  • Herbert Wies: Aus dem Krisenmodus zu dauerhaften Strukturen: das Konzept der kreisangehörigen Stadt Dülmen zur Integration Geflüchteter
  • Regina van den Bergh, Viktoria Postels: Bündelung einer Querschnittsaufgabe: der Krefelder Fachbereich Migration und Integration
  • Gari Pavković: Viele Konzepte, zu wenig Ergebnisse: zur interkulturellen Öffnung kommunaler Verwaltungen
  • Deniz Nergiz: Kommunale Integrationsbeiräte: politische Teilhabe für alle Menschen
  • Gisela Erler: Vor Ort ins Gespräch kommen: Kommunale Flüchtlingsdialoge
  • Alexander Dexbach, Anja Treichel, Ulrike Wunderlich, Anke Eichrodt, Mary Lange, Mika Kaiyama: Migrantenorganisationen: unverzichtbare Partner im Integrationsprozess
  • Ayşe Coşkun-Şahin, Stefan Zinsmeister: Islamberatung in Bayern: Kompetenzen stärken, Zusammenarbeit verbessern, Konflikte klären
  • Maria Loheide, Lorenz Hoffmann, Natascha Gillenberg: Freiwilliges Engagement für und von Geflüchteten: notwendige Rahmenbedingungen und Unterstützung

Ansichtsexemplare befinden sich in unseren Geschäftsstellen in Halle, Dessau und Magdeburg und können bei Interesse dort eingesehen werden. Gerne bestellen wir auch ein Exemplar für Sie/Euch. Ansprechpartner ist Alexander Dexbach.

Wir wünschen erkenntnisreiche Lektüre!


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Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V.
Bernburger Straße 25a I 06108 Halle (Saale) I Amtsgericht Stendal

Vorstandsvorsitzender: Nguyen Tien Duc
Geschäftsführer: Mamad Mohamad

Redaktion: Judith Brademann, Mika Kaiyama (V.i.S.d.P.)

Dank an Alexander Dexbach, Tien Nguyen Duc, Mary Lange, Tatjana Privorozkaja (Slawia e.V.), Tatjana Schewtschenko (Deutsch-Russicher Arbeitskreis "Dialog" e.V.), Zofia Singewald, Valeria Sivtsova, Julian Stuchlik, Anja Treichel, Ina Wiederkehr, Khuzama Zena, Annabell Zöger für die Textarbeit zu unterschiedlichen Beiträgen.

Fotos ©: LAMSA e.V./ Slawia e.V./ Deutsch-Russischer Arbeitskreis "Dialog" e.V./ Valeria Sivtsova
Telefon: 0340/ 87 05 88 32 I E-Mail: info@lamsa.de
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